Da es im Internet (siehe unten) verschiedene teils konträre Empfehlungen gibt, erläutere ich wie es bei mir am besten funktioniert hat:
Als Behälter habe ich Joghurtbecher (> 1 L) benutzt. Weil das lebende Material atmen können muss, habe ich an der Seite und im Deckel Löcher ausgeschnitten und diese mit atmendes Klebeband (medizinisches Klebeband) abgedeckt. Die Becher werden direkt vor der Benutzung nochmal mit kochendem Wasser sterilisiert.
Als erste braucht man Austernpilz-Pilzbrut das man zum Beispiel im Internet kauft, oder von Freunde bekommt. Diese Brut zerbröckele ich in 1 cm Bröckchen die ich Schichtweise mit Kaffeesatz im Joghurtbecherfülle. Es ist ganz einfach; nach gemachte Kaffee der Kaffesatz im Becher leeren bis ein dünner Schicht da ist. Dann ein Schicht Pilzbrut gut verteilen, und der Rest des Pilzbrutes wieder im Kühlschrank stellen. Nach dem nächsten Kaffee-trinken das Pilzbrut mit Kaffeesatz bedecken. Wenn es Bedeckt wieder ein Schicht Pilzbrut, und so weiter. Minimal ein Drittel soll Pilzbrut sein. Wichtig ist das man den Kaffeesatz in den Stunden nach den Kaeffebrühen verwertet (und auf keinem Fall am nächsten Tag), weil sonst zu viele Fremdpilze im nassen Satz schon anfangen zu wachsen (wenn der Kaffeesatz direkt mit Austernpilzbrut bedeckt ist, kann dieser den Konkurrenz gewinnen).
Jede Woche habe ich Wasser gekocht (steril) und in einem Pflanzensprüher gefüllt und es damit immer wieder angefeuchtet (nach dem Kochen zuerst abkühlen lassen!).
Irgendwann ist der Joghurtbecher voll und bei optimalen Wachstumsbedingungen sieht es dann nach 2 bis 4 Wochen so aus; fertig für die nächste Phase. Optimal war bei 18-20°C in der Wohnung. Der Wachstum im Abstellkammer und Keller bei niedrigere Temperaturen war zu langsam, und dadurch konnten andere Pilze eindringen. Falls das auch mal bei 20°C passiert, trotz aller sterilen Maßnahmen, dann versuchen die Stelle zo schnell wie möglich weg zu schneiden. Alles was nicht diese schöne weißen Farbe hat, gehört nicht drin! Grau und grün sind ganz böse, und können das Ende des Experiments sein!
Die nächste Phase dient der Pilzwachstum. Der weiße Klumpen aus dem Joghurtbecher wird in einem anderen Behälter gebracht wo es feucht bleiben kann, aber die Pilze auch genug Platz zum wachsen haben. Als Behälter habe ich einen Torten-Transportbox benutzt, aber was anderes geht auch. Wichtig ist das es genug Zugluft geben kann! Deshalb habe ich immer, wie auf dem Bild, den Deckel etwas aufgelassen. Gleichzeitig brauchen die Pilze Feuchte zum wachsen und dürfen nicht austrocknen! Ich habe die jeden morgen mit Wassernebel angesprüht, besser wäre vielleicht noch 3x täglich. Der optimale Temperatur für diese Phase scheint 10-20°C zu sein. Bei mir war das draußen an einem schattigen Ort. Unser Keller hatte leider zu viele Fremdkeime, und hat immer zu Verderb geführt. Bei einem sauberen Keller könnten theoretisch die Bedingungen das ganze Jahr optimal sein.
Nach nochmal 2-4 Wochen sind dann die Pilze da!
Tipp: rechtzeitig ernten! Austernpilze sind relative empfindlich und können am nächsten Tag vertrocknet, oder das Gegenteil, angeschimmelt sein. Die auf dem Bild sind auf jedem Fall Erntereif! Guten Appetit!
Und das Beste von Allem kommt noch; wenn die Ernte vorbei ist, kann man den weißen Klumpen wieder als Brut für die nächste Serie benutzen!
Ich hatte immer 2-3 Joghurteimer Parallel laufen (soviel bekommt man auch aus dem Anfangsbrut) und viel Spaß daran gehabt. Doch nach allen Experimente mit verschiedenen Bedingungen habe ich nach einem Jahr aufgeben müssen. Aber es hat geschmeckt!
Kurzgefasst:
- Substrat immer feucht halten
- immer atmen lassen, und in der zweite Phase Luftzug zulassen
- Temperaturen von über 25°C und direkte Sonneneinstrahlung verhindern
- rechtzeitig ernten
Zum Schluss noch ein paar Sachen die nicht funktioniert haben:
- Beimischen von Holzspäne/Sägemehl. Übergossen mit kochendem Wasser war es zwar sterilisiert, aber das Lignin im Holz (oder was anderes im Holz) nicht weit genug vorbereitet um den Pilz zu ernähren. Das Pilz-Mycel wollte nur im Kaffeesatz wachsen, und das Holzmehl ist am Ende vergammelt gewesen.
- Kein Zugluft in der zweite Phase führte immer zu kleine Pilze die danach direkt vergammelten.
- Im Sommer draußen. Es war einfach zu warm, und Pilze trockneten zu schnell aus! Ein kompletter Joghurtbecher hat den ganzen Sommer (4-5 Monate) bei mir im Kühlschrank gestanden und im Herbst wieder Pilze gegeben. Das hat funktioniert!
Viel Erfolg!
Weitere Weblinks:
http://www.tintling.com/inhalt/1997/Austernseitling.pdf
Open Source Anleitung zur Pilzzucht auf Kaffeesatz
http://de.wikihow.com/Drinnen-Pilze-z%C3%BCchten
http://www.pilzzuchtshop.de/anleitung3.php?mode=ext
http://www.pilzpaket.de/pilzzucht-blumentopf-experiment/
http://archiv.alessandrohaas.de/pilzzucht-auf-kaffeesatz/