Dienstag, 2. August 2022

Die Teufelsmauer - ein einzigartiger Geotop und vergessene Perle am Harzrand - mit Karte

Teufelsmauer Neinstedt Harz

Die Teufelsmauer in Sachsen-Anhalt liegt am Ostrand des Harzes. Sie ist eine vergessene Perle, für Wanderfreunde die skurrile Felsformationen lieben. Manche kennen die Teufelsmauer bei Neinstedt, den bekanntesten Teil. Was viele nicht wissen, ist das die Teufelsmauer sich in 3 Teile über 20 km ausstreckt. An jeder diese 3 Orte kann man jeweils eine größere oder mehrere kleinere Wanderungen machen. Für unsere Familie hat sich dieser Gegend als sehr praktisch für kleinere Kinder herausgestellt, da die Strecken kurz sind und es viele Einkehrmöglichkeiten gibt: wenn man zurück läuft, sehen die Hinterseiten der Felsen nochmal komplett anders aus. Langweilig wird es, trotz wenige Kilometern, nie. 

Mir war die Existenz lange nicht bekannt. Bei Nachfrage innerhalb meines Bekanntenkreises haben mittlerweile Vielen von der Teufelsmauer gehört, aber ihr nie besucht. Ich vermute, dass nach der Wende vorrangig der Harz vermarktet wurde. Dieser Geotop im Vorharz wurde von Bundesland Sachsen-Anhalt kaum als touristisch wertvoll betrachtet, so lässt sich vermuten. Womöglich auch aus Schutz gegen Massentourismus. Womöglich auch aus Scham, weil verschiedene Behörden Schwierigkeiten haben den Schutz der Teufelsmauer praktisch umzusetzen (sowohl Schutz der Felsen selbst, als auch die Flora herum), wie man im Netz und Bibliothek lesen kann. In den paar Mal das ich jetzt da war, habe ich Verbesserungen gesehen die zum Schutz dienen, wie Abgrenzungen für Touristen und außer Betriebsnahme von Äcker, damit seltene Pflanzen wieder Platz bekommen. Ich vermute das auch einiges eine Frage des Gelds und die Priorisierung ist. Also Hoffnung gibt es!

Fest steht, das wer beim wandern besondere Felsen sehen mag, gerne Felstreppen steigt, oder mit etwas Glück seltene Planzen- und Tierarten entdecken möchte, bei diese Ausflugsziele etwas neues entdecken kann.

Ich hatte nach 2 Kurz-Urlaube dort und viele Suchanfragen im Internet immer noch keine schöne Übersichtskarte gefunden, wo alles übersichtlich eingezeichnet ist. Deshalb habe ich entschieden diese Karte selbst mit Inkscape zu erstellen. Sie ist für nicht-kommerzielle Zwecke frei verfügbar, und auch gedacht um miteinander zu teilen, solange die Quellangabe im Bild bleibt.

Teufelsmauer  - Die Übersichtskarte

Die Karte ist auch als Pdf verfügbar.


Die Teufelsmauer

Entstanden ist die Teufelsmauer in der Kreidezeit als Sandsteinschichten durch Druck gefaltet
und vertikal gestellt (oder sogar überkippt) wurden. Große teile des Sandsteins waren vorher mit eindringende Kieselsäure gehärtet, und somit gegen Verwitterung bestanden gewesen und in der Landschaft stehen geblieben.

Im neunzehnten Jahrhundert, wurde die bereits begonnene Abtragung der Felsen für Bauprojekte verboten und in 1933 wurde die Teufelsmauer bei Neinstedt und Weddersleben zum Naturschutzgebiet erklärt.

Zum Teufelsmauer gehören 3 Abschnitte (A, B, C):

A. Teufelsmauer bei Ballenstedt

1. Großer Gegenstein: 50 Meter hoch aus dem Boden ragend und mit steilen Wände, ist die Spitze mit Aussichtsplattform über Treppen und Stiege zu erreichen. Dort wartet ein großartigen Ausblick.

2. Kleiner Gegenstein:
liegt  ein paar hundert Meter weiter. Hier kann man mit etwas Glück ein Echo hören beim sprechen.

3. Dicker Stein: Wer noch Lust auf Wandern hat, lauft durch dem NSG Shierberg, im Frühling mit
Märzenbecher verzaubert, anderthalb km weiter um am  Dicker Stein mit Sitzbänke eine schöne Pause zu machen.


B. Teufelsmauer bei Neinstedt (Thale)

Der mittlere Abschnitt ist am Meisten bekannt als Teufelsmauer, weil diese sehr hoch über die Landschaft hinaus ragt. Von der Nordost Seite sieht die Teufelsmauer nochmal viel beeindruckender aus als von der Südwest Seite. Doch das Abenteuer ist vor allem die Wanderung direkt an den Felsen vorbei, die nach belieben über 3 km geht (Einweg) und 3 Abschnitte enthält.

4. Königssteine: Dieser Teil der Teufelsmauer mit dem großen Königsstein ist ein touristisches Highlight. Der Wanderweg führt an viele imposanten Felsen entlang, wie der große Königsstein.

Teufelsmauer Neinstedt Königsstein


5. Mittelsteine:
Nur etwas weniger beeindruckend ist der zweiter Teil, aber dafür ganz viel ruhiger.

Teufelsmauer Neinstedt Mittelsteine


6. Papensteine (Warnstedter Teufelsmauer): sie sind am niedrigsten. Aber ein netter Wanderweg durch Natur und skurrile Felslandschaft gibt es trotzdem. Mit nur wenige Touristen sieht und hört man hier die Vögel und entdeckt man mit etwas Glück das seltene
Sommer-Adonisröschen am Ackerrand.

Teufelsmauer Neinstedt Warnstedt Papensteine

 

C. Blankenburger Teufelsmauer (bei Timmenrode)
 

Der dritter Teil liegt zwischen Blankenburg und Timmenrode. Wer in Blankenburg Urlaub macht, wird meinen das der Teufelsmauer in Blankenburg anfängt in östliche Richtung läuft. Doch der mittlere Teil (Neinstedt) läuft man nach Ausschilderung in westliche Richtung, und so geht es auch hier weiter. Ein Kammweg verbindet die Felsformationen bei Timmenrode und Blankenburg. Obwohl der Weg nur 3 km lang ist, schnell vorwärts kommt man nicht mit dem vielen Klettern.

7. Hamburger Wappen und Kuhstall: Dieser beeindruckenden Felsformation erinnert and das Wappen von Hamburg mit drei Türme. Die Sandsteinfelsen ragen 90 m hoch und sind von allen Seiten zu bewundern. Am Talkessel machen viele Wandere Picknick. Dieser offener Platz zeigt noch 2 Höhlen die Kuhställe genannt werden, sowie ein Tunnel bekannt als 'Teufelsloch'.

Hamburger Wappen Timmenrode


8. Kammweg Löbbeckestieg: Westlich vom Hamburger Wappen fängt ein Wanderweg an die über dem
Löbbeckestieg führt. Es ist ein Kammweg, wobei man immer wieder über Felsen klettern muss. Treppen und Halterungen sind gut gepflegt und für Kinder und Erwachsene ein schönes Abenteuer.

Kammweg Löbbeckestieg Blankenburg


9. Großmutter und Großvater: Diese große Felsen liegen direkt am Stadtrand von Blankenburg. Der Großvater kann man mit Stiege hoch klettern und im Anschluss die Aussicht genießen. Der 30 m hohen Anstieg ist allerdings für viele Kinder etwas (zu) gruselig. Der Anblick von unten ist aber auch schön. Die Großmutter liegt lang gesteckt daneben, und kann man auch mit einem Wanderweg begehen.

Großmutter Felsen Blankenburg


Weitere Mauer, Felsen und Steine bei Blankenburg

Nordlich und Westlich von Blankenburg findet man noch mehr Sandstein formationen, die ein besuch wert sind.

10. Burg und Festung Regenstein: die Ruine kann man besuchen und Sie zeigt eindrucksvoll wie man früher die Sandstein-Felsen als Schutzort zu Nütze gemacht hat.

Burg und Festung Regenstein

11. Sandsteinhöhlen: In nordöstliche Richtung geht ein Wanderweg zu diesen Höhlen, die bereits in vor-christliche Zeiten benutzt wurden. Man kann immer noch selber hinein laufen und dieses Wunder erfahren.

12. Regensteinmühle: der Wanderweg in westliche Richtung kommt an der teils restaurierten Wassermühle vorbei. hier hat man Löcher in den weichen Felsen (Stollen) benutzt um Wasser über Wasserräder zu führen, um somit eine Ölmühle zu betreiben.

Regensteinmühle Blankenburg


13. Großer Papenberg: Wer weiter läuft kommt beim Papenberg, welcher zum wandern einlädt und eine schöne Aussicht bietet.

Großer Papenberg Blankenburg

14. Ziegenbergkamm: westlich von Blankeburg scheint sich die Teufelsmauer in gleicher Richtung zu erweitern. Hier findet man wieder einen Kammweg, allerdings weniger felsig. Zum Wandern mit hervorragender Aussicht über Dorf und Felder, ist dieser Ausflug ein kleiner Tip.

15. Austbergturm: Am zweiten Teil des Kammwegs, westlich von Benzingerode, gibt es dieser Turm mit oben einen schönen Ausblick.

Einige Ausflugsziele sind Teil vom Harzer Wandernadel, was bedeutet das man den Besuch in einem Stempelheft abstempeln kann, womit man auch Kinder zum Wandern nochmal extra motivieren kann.

Wer sich fragt, wo der Name Teufelsmauer her kommt, kann ich nur sagen, fahre hin und finde es heraus!


Hinweis: Ab welches Alter die Wanderungen für Kinder geeignet sind, ist sehr individuell. Die Wanderungen erinnern leicht an der Sächsischen Schweiz (ein Vergleich aus dem Harz habe ich leider nicht). Also Kinder sollte schon vertraut sein mit Hänge, Schluchten und Abgründe, sowie Klettersteige.

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